Kunst im Karner - 10.-24. Juni 2006 - Adolf Frohner

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Adolf Frohner

Biographie

Bemerkungen

© Adolf Frohner

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© Adolf Frohner

Der vom Wiener Aktionismus und von den französischen "Nouveaux Realistes" geprägte Autodidakt Adolf Frohner pflegt eine düstere, expressive Malerei. Seit 1975 ist er Professor und seit 1989 Prorektor an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien.

Alles Leben kam aus dem Wasser; Kiemenatmer, Moleküle, Mikroben setzen sich zu Urzellentiermenschen zusammen, Feuer und Schwert, Hirsch und Tiergott, Urgott, Selber-Gott. Die Welt der Zeichen, nicht enträtselbar, geheimnisvoll, der Gnom, der in das Chaos ejakuliert; halte es ins starke Licht, versuche es transparent zu machen, über Lampe. Adolf Frohner

Das Gemälde "Europäisches Landschaftsbild" zählt nicht nur zu den größten Bildern des Künstlers, es ist auch eines der bekanntesten Gemälde Frohners, da es 1995 als Sonderpostmarke in der Serie "Moderne Kunst in Österreich" mit einer Auflage von 3 Mio. ausgegeben wurde. Speziell dieses Gemälde nimmt aufgrund seiner Thematik eine ungewöhnliche Stellung im Schaffen des Künstlers ein. Mit diesem Bild setzt sich Frohner mit dem "Mythos Europa" auf eine ikonographisch einigartige Weise auseinander. Der Künstler rekurriert nicht auf den bekannten antiken Mythos vom "Raub der Europa", sondern thematisiert das Werden und die Metamorphose des Lebens selbst. Die Figuren und Motive (Tiergott mit Hirsch, Gnom sowie der aus dem Einzeller entstehende Mensch, das (Selbst-) Bildnis des Künstlers, die rätselhaften Zeichen des Kreuzes, des Schwertes) erzählen vom Schöpferischen des Werdungsprozesses. 
(Dr. Klaus Albrecht Schröder, Quelle ÖNB)

Lebenslauf

1934 geboren in Groß-Inzersdorf, Niederösterreich 
1946 Gymnasium des Zisterzienserstifts Zwettl 
         Piaristengymnasium Krems 
1952 Übersiedlung nach Wien
1954 Gasthörer an der Akademie der Bildenden Künste in Wien 
         als Künstler Autodidakt 
1955 Werbegrafiker beim Verband der Elektroindustrie 
1959 als Kunstkritiker tätig 
1961 freischaffender Maler, Grafiker, Bildhauer 
1961 UNESCO-Stipendium für Paris. Kontakt zur Gruppe 
        "Nouveaux Réalistes" um Pierre Restany 
1966 Theodor-Körner Preis 
1967 Preis des Forum Stadtpark, Graz 
1968 Preis auf der Biennale des jeunes artistes "DANUVIUS", 
         Bratislava 
         Preis auf der X.Mostra internazionale die bianco e nero, 
         Lugano 
1969 Großer Ehrenpreis der 1.Grafik-Biennale, Lüttich 
         Preis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst 
         auf der Ausstellung Österreichische Malerei in Köflach 
         1. Preis der internationalen Grafikausstellung, 
         Europahaus Wien 
1971 Preis der Grafik-Biennale Buenos Aires 
         Österreichischer Staatspreis für Grafik 1972 
         Berufung als außerordentlicher Professor für Aktzeichnen an 
         der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien 
         Austritt aus der Künstlervereinigung Secession und 
         Präsident der neu gegründeten Gegensecession, die 
         von der Vereinspolizei wieder aufgelöst wird, da sie total 
         untätig ist und nicht einmal "Amtsbriefe" beantwortet 
         Olivetti-Preis für Zeichnen ex aequo mit Arnulf Rainer 
1975 ordentlicher Professor an der Hochschule für 
         angewandte Kunst in Wien 
1975  Landeskulturpreis von Niederösterreich 
1976 – 1980 Mitglied der Hörer- und Sehervertretung und des 
         Kuratoriums im ORF für die Sparte Kunst 
1980  Preis der Stadt Wien 
1981  Kritikerpreis der Grafik-Biennale Mulhouse 
1985 Meisterklasse für Malerei an der Hochschule für 
         Angewandte Kunst in Wien 
1985 1. Preis auf der Triennale realistischer Kunst, Sofia 
1987 Preis der internationalen Grafik-Biennale, Varna 
1987 Dekan an der Hochschule für Angewandte Kunst 
         in Wien, an der Abteilung "Bildende Kunst" 
1989 – 1991 Prorektor an der Hochschule für Angewandte 
         Kunst in Wien 
1996 Prorektor an der Universität für Angewandte Kunst 
2000 Institutsvorstand am Institut für bildende Kunst an der Universität für
      Angewandte Kunst
2005 Adolf Frohner stellt die aktive Lehrtätigkeit an der Universität für
      Angewandte Kunst ein.

Bemerkungen

Adolf Frohner bei der Vernissage © Kunst im Karner - St. OthmarEs ist keine Temperamentfrage, sondern eine Tatsache, dass der Künstler und die Gesellschaft einen dauernden gegenseitigen Auftrag haben. Wie der Künstler die Aufgabe hat, die Gesellschaft mit seinem Anliegen so oft und deutlich als möglich zu konfrontieren, so hat die Gesellschaft ihrerseits die moralische Verpflichtung, sich mit ihrer - mit der zeitgenössischen - Kunst auseinander zusetzen. Mit jener Kunst, in deren Mittelpunkt ja schließlich nichts anderes steht, als der Betrachter selbst: der Mensch, und zwar der Mensch mit seinen aktuellen Problemen, Ängsten, Unfähigkeiten.

Hier geht es nicht um den besten Schlusssatz oder die schönste Farbe - man darf aus der Kunst kein Kinderspiel machen! - Hier geht es um den Menschen in seiner unmittelbaren Auseinandersetzung mit der Umwelt und dem eigenen Ich; um die tägliche Konfrontation mit dem Krebsschaden der Zivilisation: die erzwungene Einordnung des einzelnen in eine größere Gemeinschaft auf Kosten seiner selbst. Ein Thema, das uns alle angeht, um das keiner herumkommt, nicht die Y-iander, Gänseblumenfetischisten oder Primelliebhaber; keiner, der in einem der vielen Mietshäuser etwas aus seinem Leben zu machen versucht.

Ich schlage mit meinen Bildern die Bewältigung einer Gesellschaft vor, die sich schon lange an das System der Verdrängung gewöhnt hat. Bewältigung setzt aber Bewusstmachen voraus, und Bewusstmachen heißt Aufdecken.
(Adolf Frohner)

Carl Aigner bei der Vernissage © Kunst im Karner - St. OthmarAdolf Frohner gehört zu jener Generation österreichischer Künstler, die zutiefst von den Erfahrungen und Bildern des 2. Weltkriegs und deren Aufarbeitung beziehungsweise Überwindung geprägt sind. So wie durch den Krieg fast alle gesellschaftlichen und zivilisatorischen Werte zerstört wurden, so galt es für diese Künstlergeneration, auch die Werte der Kunst auf einen Nullpunkt zu bringen, um damit wieder Neues beginnen zu können. 

Nach einer kurzen abstrakten Phase entwickelt Frohner Materialbilder und -collagen, thematisiert damit die Wegwerfgesellschaft mit ihren Schönheitsidealen (Abfall, Müll, wie Stofffetzen, Schrott, Blech, Wellpappe, Beton, etc. werden wichtige Werkstoffe). 

Mitte der sechziger Jahre findet er zur Gegenständlichkeit und Figurativität, wird berühmt mit seinen Zeichnungen geschnürter Frauen und widmet sich ab den späten siebziger Jahren bis heute vor allem der Malerei, die in einer expressiven, gestischen Tradition steht; sie ist geprägt durch eine Vielfalt an Themen, in den letzten Jahren verstärkt auch christlichen und biblischen, in deren Zentrum der Mensch steht. 
(Carl Aigner)

Adolf Frohner bei der Vernissage © Kunst im Karner - St. OthmarWenn mich auch die Weltkunst manchmal fasziniert hat, war sie mir doch generell nicht Anregung, noch hat sie mich besonders beeinflusst. Ich habe aus Europa wenig hinausgedacht oder hinausgefühlt. Die Venus von Willendorf war mir immer näher als etwa die Kunst der Maya oder die der Inder. Ich möchte vielmehr gerne wissen, wie die Menschen, die die Höhlen von Lascaux bemalt haben, gesungen und getanzt haben, wie sie miteinander auskamen, wie sie dem Tod entgegensahen…

Um das zu entdecken, male ich, betreibe ich Kunst. Um meinen Standpunkt in der Welt zu finden und mit der Wirklichkeit fertig zu werden, muss ich das tun. Die Farbe Rot war auch für die Menschen der Vorzeit rot, und schwarz war schwarz, oder nicht? Lachen und Weinen könnten ähnliche Anlässe gehabt haben wie heute, und ein Strich an der Wand einer Wohnhöhle war auch damals abstrakt. Konzept-art hat Leonardo da Vinci schon auf seine Blätter geschrieben und gezeichnet, und niemals war man neugieriger, ein Maß des Menschen zu finden, als in der Renaissance.

Zwischen Lascaux und Picasso ist die Entfernung gering. 
(Adolf Frohner)

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